Leserbriefe

Leserbrief zum Fernsehbeitrag MDR Umschau 6.2.24

MDR Umschau 6.2.24 Umschau: Umwelt vs. Jobs – Streit um Lithium-Abbau im Erzgebirge | ARD Mediathek

Radiobeitrag MDR 19.1.24 Lithium-Abbau im Erzgebirge frühestens ab 2028 | MDR.DE

 

Sehr geehrte Redaktion der MDR-Umschau, sehr geehrter Herr Geißler,

ich sah heute Ihren Beitrag „Umwelt vs. Jobs: Streit um Lithium-Abbau im Erzgebirge“. Ich selbst war beim Dreh involviert und habe im Namen der Naturschutzstation Osterzgebirge zu Wort gefunden.

Ich möchte Sie fragen, wie es dazu kam, solch eine Werbung für ein privates Unternehmen zu produzieren. Der Bericht war klar tendenziös und fürsprechend für das Vorhaben der Zinnwald Lithium. Argumente, die das teilweise rücksichtslose Vorgehen dieses Aktien-Unternehmens zeigen, wurden herausgeschnitten.

Die Frage nach dem Standort für Aufbereitung und Deponie ist die alles entscheidende für das gesamte Vorhaben. Daran hängt, ob der Bergbau tatsächlich so „nachhaltig“ sein wird, wie gern seitens des Unternehmens propagiert wird und ob eine Umsetzung schon rein planerisch überhaupt möglich ist. Da kann Zinnwald Lithium noch so tolle chemische Verfahren entwickeln. Diese „schönen“ Bilder aus dem Labor und von unter Tage lenken nur von dieser eigentlichen Frage ab.

An der Standortfrage zeigt sich die tatsächliche Motivation des Unternehmens. Es geht nicht um einen gesamtgesellschaftlich für Deutschland verträglichen Bergbau, sondern um die Gewinnmaximierung eines Privatunternehmens und deren Anleger. Anders ist die Intransparenz und Beharrlichkeit auf diesen unvertretbaren Standort der Anlagen nicht zu begründen. Dass Sie diesem perfiden Vorgehen eine solch willkommene Bühne geben, ist sehr verwerflich.

Ich finde es ehrlich gesagt äußerst enttäuschend, dass sich der MDR innerhalb des sich zur neutralen Berichterstattung bekennenden ÖRR derartig auf die Seite der Zinnwald-Lithium stellt und Allgemeinwohl-Angelegenheiten, wie sie zur Zeit im Osterzgebirge diskutiert werden, so marginalisierend darstellt. Es ist eben nicht so, dass sich nur ein paar unmittelbar betroffene Bürger aufregen. Die Konsequenzen eines solchen Projektes wären bedeutend weitreichender.

 

Noch schlimmer finde ich allerdings, dass Sie im Artikel „Lithium-Abbau im Erzgebirge frühestens ab 2028“ offenkundige Falschaussagen veröffentlichen. Allein die Teilüberschrift „Bürgerinitiativen verlangsamen den Prozess“ ist völlig unangebracht. Es stellt die Akteure vor Ort mit ihren berechtigten Einwänden und die Bürgerinitiative als Sündenböcke für das inkompetente Vorgehen und Planungsfehler der Zinnwald Lithium sowie für absolut erwartbare behördliche Prüfverfahren dar. Interne Probleme der Zinnwald Lithium wälzen Sie somit auf unbeteiligte Einzelne ab, damit Anleger und potentielle Investoren ja keinen Wind vom Versagen der Zinnwald Lithium bekommen. Das ist alles andere als unabhängige Berichterstattung. Falls sie auf die Idee kommen, den Artikel jetzt noch nachträglich zu verändern: Die entfaltene tendenziöse Wirkung des Artikel nach der Veröffentlichung lässt sich damit nicht mehr beseitigen. Jetzt schaut sich den Artikel so gut wie Niemand mehr an. Der Schaden unseres Rufs als aufrichtige Impulsgeber für einen umweltschonenden Bergbau hin zum Wutbürgertum nach dem Motto „Nur nicht vor unserer Haustür“ ist nachhaltig und sicher in den Köpfen der meisten Leser hängen geblieben.

 

Ich war immer ein Unterstützer des ÖRR und des MDRs, aber die Berichterstattung bei diesem bedeutsamen Thema lässt aufhorchen. Mein Vertrauen haben Sie leider damit schonmal erheblich geschädigt.

Für die zukünftige Berichterstattung zum Thema erhoffe ich mir deutlich mehr Ausgewogenheit und Reflektiertheit, auf welche Seite man sich hier schlägt und vor allem, ob man sich überhaupt auf irgendeine Seite zu schlagen hat…

Mit freundlichen Grüßen

Lukas H.

 

Antwort der MDR Umschau Redaktion auf den Leserbrief

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Danke für Ihre Meinung zu unserem UMSCHAU-Beitrag „Lithium“, vom 6. Februar 2024.

Wir haben den Beitrag redaktionell noch einmal geprüft und sind nach wie vor der Auffassung, dass wir ausgewogen berichtet haben. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass beide Positionen – also Pro und Contra – in gleicher Länge zu Wort kommen.

Ab Minute 2:54 kommt die Bürgerinitiative mit drei klaren Argumenten (Bergwiesen, Steinrücken, Hochwasserschutz) zu Wort. Ab Minute 8:09 kann Imker Eismann seine Position sehr deutlich machen. Weiter hinten – ab 10:20 – wird zudem die ablehnende Haltung der Bürgerinitiative gegen die Aufbereitungsanlage sehr klar artikuliert. Offenbar stellt sich auch der Bürgermeister von Altenberg im Beitrag gleich zweimal klar gegen die aktuellen Pläne der ZINNWALD LITHIUM.

Die journalistische Sorgfaltspflicht gebietet, beide „Seiten der Medaille“ darzustellen, zumal wir bei der UMSCHAU keine Meinungsstücke erstellen, sondern neutrale kritische Berichterstattung. Den Vorwurf, wir hätten „tendenziös“ berichtet, weisen wir zurück.

Mit freundlichen Grüßen,  Ihre Umschau Redaktion

 

Leserbrief zum Beitrag Lithiumlagerstätte in Zinnwald, Herr Herz, Sächsische Zeitung, 29.12.23

Wie groß ist die Lithiumlagerstätte in Zinnwald wirklich? | Sächsische.de (saechsische.de)

Wie groß ist die Lithiumlagerstätte in Zinnwald wirklich?

Darauf gibt der Artikel leider keine Antwort. Es stellt sich tatsächlich die Frage nach Sinn und Inhalt des Artikels an sich. Der Artikel liest sich wie eine Information für Aktionäre und Investoren von Zinnwald Lithium (ZL) und könnte auch als Werbung verstanden werden für ein Investment in ZL-Aktien wenn die Rede ist von „Überraschungen“, „neuer Schwung durch verspätete Zahlen“ oder „neue interessante Informationen “, welche im neuen Jahr zu erwarten wären. Der Aktienkurs wird mehrfach genannt und als Kurve dargestellt – dabei wurde wohl vor lauter Euphorie die vollständige Quellenangabe vernachlässigt. Der Artikel ist meiner Meinung nach reinster Lobbyismus und zur Meinungsbildung völlig ungeeignet. Wo bleibt hier die objektive und unabhängige Berichterstattung, die man von einem Medium wie der Sächsischen Zeitung eigentlich erwartet? Selbst die Vorlage von Marko Uhlig wird nicht genutzt, als er auf Kompromisse aufmerksam macht, ohne die es nicht ginge. Die Leser hätten hier doch ein Recht darauf zu erfahren, auf welche Kompromisse Herr Uhlig hier hinaus möchte anstatt mit dem Aktienkurs konfrontiert zu werden. Jedoch wird der Hinweis seitens der SZ leider nicht aufgegriffen oder kritisch nachgefragt. Ich erwarte mir hier Informationen, was die Leser/ Bürger zu erwarten haben, in welchem Ausmaß ihre Umwelt und damit auch ihr tägliches Leben beeinträchtigt werden wird wenn ZL seine Pläne tatsächlich in die Tat umsetzt. Zum Beispiel denke ich an Informationen zur größten geplanten Umweltzerstörung in der Region seit der Wende durch eine ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmung wie ZL in Verbindung mit der Summe an Steuermitteln, die bisher in Renaturierungsmaßnahmen und Wiederinstandsetzung von bereits schon einmal zerstörten Flächen geflossen sind, welche nun wieder zur Disposition stehen sollen.

Darüber hinaus wollen die Leser sicherlich auch erfahren:
• Warum darum in einem ausgewiesenen Hochwasserentstehungsgebiet viele Hektar intakter Waldfläche weichen und neue Flächen auf besonders zu schützenden Bergwiesen versiegelt werden sollen,
• Welche Belastungen die Bevölkerung zu erwarten hat (Lärm, Schmutz, Gesundheit, Sicherheit z.B. durch extrem zunehmenden Verkehr)
• Wie sich das Vorhaben auf die wichtigste Einnahmequelle der Region, den Tourismus, auswirken wird.
• Oder auch: Was ist aus dem Arbeiter geworden, der kürzlich bei einem Bohrunfall in Zinnwald schwer verletzt wurde?
Das sind nur einige wenige Punkte von vielen, über die es zu berichten gäbe. Es gibt also genügend zum Projekt Lithium zu sagen, als nur ZL eine Plattform zu geben, ihr Vorhaben ins rechte Licht zu rücken.

Danke schön & frohes neues Jahr! Grit G.