Tag Archives: Lithiumabbau Osterzgebirge

Öffentlichkeitsbeteiligung zum ROV gestartet – Frist endet am 31. August

Am 20. Juni 2025 wurde die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Raumordnungsverfahren (ROV) für das Bergbauprojekt „Zinnwald Lithium“ eröffnet. Die Frist zur Abgabe von Stellungnahmen endet am 31. August 2025 – und liegt damit vollständig in den sächsischen Sommerferien, die vom 28. Juni bis 8. August 2025 dauern. Genau davor hatten wir als Bürgerinitiative bereits mehrfach gewarnt.

Unpassender Zeitpunkt – politisch kaum diskutierbar

Besonders kritisch: Die nächste reguläre Stadtratssitzung in Altenberg ist am 24. Juni 2025, also nach Beginn der Beteiligung, aber noch vor Beginn der Ferien. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Stadträte jedoch noch nicht fundiert mit den umfangreichen Unterlagen auseinandersetzen. Die darauffolgende Sitzung findet erst am 26. August 2025 statt – nur wenige Tage vor dem Ende der Frist.

Damit fehlt jede Möglichkeit zur ausführlichen Beratung in Ausschüssen und Gremien. Ein bedeutendes Verfahren wie dieses darf jedoch nicht ohne breite politische Diskussion im Ferienmodus durchgewunken werden.

Antrag auf Fristverlängerung angekündigt

Die Fraktion der Wählervereinigung Osterzgebirge (WVO) hat angekündigt, zur Sitzung am 24. Juni einen Antrag einzubringen, dass die Stadt eine Fristverlängerung bis zum 21. September 2025 bei der Landesdirektion beantragt. Nur so kann sichergestellt werden, dass Bürger, Kommunen, Umweltverbände und Vereine ausreichend Zeit zur Prüfung und Stellungnahme haben.

BI fordert: Faire Beteiligung jetzt sicherstellen

Auch wir als BI Bärenstein fordern eine Fristverlängerung – und rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich aktiv zu beteiligen. Die Unterlagen zum Raumordnungsverfahren sind hier abrufbar:

Direktlink zur Bekanntmachung und den Unterlagen der Landesdirektion Sachsen

Stellungnahmen können bis zum 31. August 2025 per E-Mail eingereicht werden:

raumordnung@lds.sachsen.de
Betreff: RVP Lithium Altenberg

Jede Stimme zählt – lassen Sie nicht zu, dass wichtige Entscheidungen still und leise während der Ferien gefällt werden.

Plausibilitäts-Check deckt Mängel bei Zinnwald Lithium auf

Plausibilitäts-Check wirft Fragen zur Studie von Zinnwald Lithium auf

Wir – die Bürgerinitiativen aus Zinnwald, Bärenstein und Liebenau, gemeinsam mit der Grünen Liga Osterzgebirge e. V. und unabhängigen Fachleuten – haben die sogenannte Vormachbarkeitsstudie (Pre-Feasibility Study) der Zinnwald Lithium Plc. kritisch geprüft.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Unsere Analyse zeigt: Viele Aussagen aus der Unternehmenskommunikation halten einer näheren Überprüfung nicht stand.

Worum geht’s genau?

Zinnwald Lithium plant den Abbau von Millionen Tonnen Gestein – direkt am Erzgebirgskamm, mitten in einer sensiblen Kulturlandschaft. Dennoch wurde dem Projekt nicht der Status als „Critical Raw Material“-Projekt der EU verliehen. Die Begründung wurde nie veröffentlicht.

Die vom Unternehmen präsentierte Studie liegt nur auf Englisch vor. Eine angekündigte deutsche Version sucht man bis heute vergeblich.

Unsere zentralen Kritikpunkte

In wochenlanger ehrenamtlicher Arbeit haben wir den Bericht genau gelesen und mit internationalen Standards verglichen. Hier unsere wichtigsten Erkenntnisse:

  • Keine transparente Veröffentlichung: Die Vormachbarkeitsstudie (PFS) liegt bisher nur auf Englisch vor. Eine angekündigte deutsche Version ist bis heute nicht online zugänglich.
  • Mangelhafte Nachvollziehbarkeit: Fehlendes Abkürzungsverzeichnis, schwer verständliche Fachsprache und unklare Begriffe erschweren eine sachliche Auseinandersetzung. Kritische Informationen sind schwer auffindbar oder fehlen vollständig.
  • Medien und Politik übernommen, ohne Prüfung: Viele Aussagen der Zinnwald Lithium Plc. wurden in der Öffentlichkeit ungeprüft übernommen – obwohl es sich bei der veröffentlichten Erfolgsgeschichte weitgehend um unternehmenseigene PR handelt.
  • Kein „strategisches Projekt“ gemäß EU-Verordnung: Zinnwald Lithium hat keinen Status als „strategisches Projekt“ nach dem EU Critical Raw Materials Act erhalten – im Gegensatz zu 22 anderen Lithiumprojekten in Europa. Das bedeutet einen klaren Wettbewerbsnachteil.
  • Wirtschaftliche und technische Machbarkeit fraglich: Die PFS selbst enthält Hinweise, dass das Projekt weder wirtschaftlich noch technisch realistisch durchführbar ist.
  • Auffällige Datenvermeidung: Die Studie enthält keine belastbaren Angaben zu Energiebedarf, Wasserverbrauch, Lkw-Verkehr, Abfallmengen oder notwendigen Zusatzstoffen. Kritische Zahlen tauchen nur vereinzelt und teilweise versteckt auf.
  • Vergleich mit anderen Projekten fällt negativ aus: Internationale Fachleute bestätigen, dass die Zinnwald-Studie im Vergleich zu anderen Bergbauprojekten ungewöhnlich wenig belastbare Daten enthält.
  • Unzureichende regionale Einbindung: Statt sächsischer Expertise basiert die Studie auf internationalen Autoren mit fremden Standards – ohne Bezug zur komplexen Kulturlandschaft und Bevölkerung im Osterzgebirge.
  • Massive Steigerung der Fördermengen: Ursprünglich geplante 0,5 Mio. Tonnen Erz pro Jahr wurden inzwischen auf bis zu 3,5 Mio. Tonnen gesteigert – ohne nachvollziehbare Begründung.
  • Grenzüberschreitende Konflikte ausgeblendet: Die PFS ignoriert, dass auf tschechischer Seite am selben Erzkörper ebenfalls ein großes Lithiumprojekt mit massiven Eingriffen geplant ist. Die kumulativen Umweltwirkungen wurden nicht berücksichtigt.
  • Kritische Wasserverfügbarkeit: In einer niederschlagsarmen Region könnte die gleichzeitige Wasserentnahme zweier Großprojekte (Zinnwald & Geomet) zu Konkurrenz um Wasser führen – zulasten des Naturhaushalts beiderseits der Grenze.
  • Fehlende UVP nach Espoo-Konvention: Für grenzüberschreitende Eingriffe dieser Größenordnung wäre eine gemeinsame Umweltverträglichkeitsprüfung zwingend erforderlich – sie fehlt bislang.

Unser Fazit

Die veröffentlichte „Erfolgsgeschichte“ wirkt auf uns wie ein Stück Zweck-PR – präsentiert als fertige Sache, obwohl viele Fragen unbeantwortet bleiben. Besonders bedenklich finden wir, dass viele Medien und Politiker die Aussagen aus Unternehmenskreisen ungeprüft übernommen haben.

Jetzt nachlesen: Unser Plausibilitäts-Check

Wir haben unsere Analyse öffentlich zugänglich gemacht.
Hier findet ihr die vollständige Dokumentation mit Quellen, Vergleichen und Bewertungen:

Plausibilitäts-Check Zinnwald Lithium – zur Studie hier zum Download.

Die Pre-Feasibility Study ist hier veröffentlicht:

https://www.rns-pdf.londonstockexchange.com/rns/8115C_1-2025-3-30.pdf

Bürgerinitiative Bärenstein
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