Zinnwald Lithium – kein strategisches Projekt der Europäischen Union
Pressemitteilung
Bärenstein, 25. März 2025 – Von den Höhen rund um Bärenstein im Osterzgebirge erklingt
das laute Rufen der Kraniche, die bereits seit Ende Februar aus ihren Winterquartieren
zurückgekehrt sind und nun wieder die Spülhalde nahe Bärenstein besiedeln. Während die
Natur ihren gewohnten Lauf nimmt, warteten die Bärensteiner Bürger mit Bangen auf diesen
Tag, sollte doch endlich verkündet werden, welche Unternehmen seitens der EUKommission als strategische Projekte für die Gewinnung kritischer Rohstoffe und deren
Verarbeitung anerkannt werden. Dieser Status würde ein beschleunigtes
Genehmigungsverfahren sowie erleichterten Zugang zu öffentlichen Fördermitteln und
privaten Investitionen bedeuten.
Die Firma Zinnwald Lithium GmbH, eine Tochter der britischen Zinnwald Lithium plc., hatte
sich mit ihren Plänen für den Lithiumabbau um diese Anerkennung beworben. Nach diesen
Plänen soll auf der Spülhalde bei Bärenstein eine gigantische Deponie aus den Rückständen
der Lithiumerzgewinnung errichtet werden, in dem von Naturschutzflächen umgebenen
idyllischen Bielatal ist eine industrielle Aufbereitungsanlage geplant. Eine weitere
Planungsvariante für Aufbereitung und Deponie betrifft den Ort Liebenau und in dem Ort
Zinnwald selbst soll das Bergwerk entstehen.
Dabei drängt Zinnwald Lithium ohne hinreichende technische und finanzielle
Machbarkeitsstudien, (Planungen befinden sich teils noch auf Versuchs- und
Schätzungsniveau), ohne detaillierte Pläne zum betrieblichen Ablauf und ohne
Folgenabschätzung hinsichtlich Umwelt und sozioökonomischer Aspekte für die Region auf
das Genehmigungsverfahren. Dazu wird das Projekt vom Unternehmen künstlich
aufgeblasen, um Aktionäre anzuziehen. So wurde die geplante Fördermenge durch den
Einbezug von Bereichen der Lagerstätte mit extrem geringer Lithiumkonzentration seit 2019
verdreifacht.
„Im Schnellverfahren soll im Osterzgebirge ein gewaltiger Eingriff in die Umwelt
vorgenommen werden. Schon allein die Versiegelung von 115 ha durch die obertägigen
Industrieanlagen der chemischen Aufbereitung und der Deponie inmitten eines
hochsensiblen Natur- und Kulturraums von gesamteuropäischer Naturschutzbedeutung hätte
fatale Folgen. Zudem wären zahlreiche Bewohner von Auswirkungen betroffen.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind, wie im Bergbau üblich, zu erwarten“, erklärt Anja
Weber, Mitglied der Bürgerinitiative Bärenstein.
Gleichzeitig plant auf tschechischer Seite des Osterzgebirges die Firma Geomet s.r.o. am
selben Erzkörper ebenfalls Lithium zu gewinnen. Die Bürgerinitiativen in Bärenstein,
Liebenau, die IG Zinnwald und die tschechische Organisation Cinvald z.s. sowie
verschiedene Naturschutzverbände haben in großer Sorge um die kumulativen
Auswirkungen der beiden Projekte ihre Bedenken gegenüber der EU-Kommission, der
Bundesregierung und der Sächsischen Landesregierung zum Ausdruck gebracht.
Die EU-Kommission hat am 25. März 2025 entschieden, dass der Zinnwald Lithium GmbH
derzeit nicht der Status eines strategisch wichtigen Projektes im Rahmen der Europäischen
Verordnung zu Kritischen Rohstoffen (CRMA) verliehen werden kann.
Die Brutsaison der Bärensteiner Kraniche kann vorerst ungestört beginnen. Die Natur und
Lebensqualität im Osterzgebirge wird dennoch bedroht bleiben: Die tschechische Firma
Geomet s.r.o. hat, anders als ihre Mitbewerberin auf deutscher Seite, den Status als
strategisches EU-Projekt erhalten, und Zinnwald Lithium GmbH verfolgt ihre Pläne weiter,
wie sie heute mitgeteilt hat.
Die Nichtanerkennung als strategisches Projekt ist eine wichtige Atempause für die
Bürgerinitiativen. Doch solange die Gier nach Ressourcenraubbau anhält, können und
werden wir uns nicht zurücklehnen.